Ein Mensch ist ernstlich zu beklagen,
Der nie die Kraft hat, nein zu sagen,
Obwohl er’s weiß, bei sich ganz still:
Er will nicht, was man von ihm will!
Nur, dass er Aufschub noch erreicht,
Sagt er, er wolle sehn, vielleicht…
Gemahnt nach zweifelsbittern Wochen,
Dass er’s doch halb und halb versprochen,
Verspricht er’s, statt es abzuschütteln,
Aus lauter Feigheit zu zwei Dritteln,
Um endlich, ausweglos gestellt,
Als ein zur Unzeit tapfrer Held
In Wut und Grobheit sich zu steigern
Und das Versprochne zu verweigern.
Der Mensch gilt bald bei jedermann
Als hinterlistger Grobian –
Und ist im Grund doch nur zu weich,
Um nein zu sagen – aber gleich!
Eugen Roth
Wie könnte es gelingen, Nein zu sagen ohne Schuldgefühle?